Die Vorgeschichte der Initiative für ein lebendiges Vilsendorf

Spätestens seit September 2021 ist bekannt, welche Schritte das Presbyterium der Versöhnungs-Kirchengemeinde Jöllenbeck gehen will, um in Zeiten zurückgehender Kirchensteuern planbare Einnahmen für die Gemeinde zu generieren. Für den Gemeindestandort Vilsendorf schlägt eine eigens erstellte Machbarkeitsstudie vor, das ehemalige Pfarrhaus und das Gemeindehaus zugunsten von Wohnbebauung abzureißen. Auf der frei gewordenen Fläche könnten – so die Studie – sechs Mehrfamilienhäuser mit rund 70 Wohneinheiten und eine große Tiefgarage errichtet und vermietet werden.

Kritische Fragen

Mit dieser Stoßrichtung, die auf einer Gemeindeversammlung in der Vilsendorfer Epiphaniaskirche vor rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgestellt wurde, hatten viele in Vilsendorf nicht gerechnet. Bereits auf der Veranstaltung wurden kritische Fragen und Einwände geäußert. Eine große Befürchtung war, dass kein adäquater Ersatz für das Gemeindehaus geschaffen würde, das seit Jahrzehnten von kirchlichen Gruppen und anderen lokalen Organisationen genutzt wird. Bekanntermaßen ist das Gemeindehaus der einzige Versammlungsraum in Vilsendorf, der auch Platz für größere und große Gruppen sowie parallel stattfindende Veranstaltungen bietet.

Die Delegation

Aus der Gemeinde heraus wurde eine Abordnung von sieben Personen vorgeschlagen, die mit dem Presbyterium ins Gespräch kommen sollte – die Initiative für ein Vilsendorfer Gemeindezentrum. Die Gespräche fanden zwischen November 2021 und März 2022 statt. Für diese Treffen haben wir uns in die Bebauungsplanentwürfe eingearbeitet, Veränderungsvorschläge gemacht und uns mit Raumnutzungskonzepten befasst.

Neue Idee: Gemeinschaftshaus

Zunächst hatte das Presbyterium noch die Möglichkeit in Aussicht gestellt, die Aktivitäten aus dem jetzigen Gemeindehaus in eines der zu errichtenden Wohngebäude zu verlegen. Uns von der Initiative schien es dringend, in diesem Fall für ausreichend große sowie auch nach außen sichtbare Räumlichkeiten zu argumentieren.

Doch im Laufe unserer Zusammenkünfte mit dem Presbyterium stellte sich heraus, dass jetzt doch keine Räume für das Gemeindeleben in einem der Neubauten eingeplant werden sollten. Zudem wurde uns deutlich vermittelt, dass die Kirchengemeinde den Unterhalt des Gemeindehauses nicht mehr tragen kann und will. So fokussierten wir uns immer mehr darauf, Ideen zu entwickeln, wie wir das Gebäude als Gemeinschaftshaus für Vilsendorf erhalten können.

Unentbehrliche Räume

Parallel dazu haben wir das Gemeindehaus noch mehr belebt, um klar zu machen, wie unentbehrlich es als Begegnungsort für Vilsendorf ist: So sind zu den bereits bestehenden Gruppen mit z.T. 40 und mehr Teilnehmern und Teilnehmerinnen, den zwei Bands, dem Flötenunterricht und den Treffen der armenischen Gemeinde noch weitere Kurse und Angebote hinzugekommen. Neu dabei waren beispielsweise ein Spaziertreff der Kirchengemeinde (zusammen mit dem Sportbund Bielefeld) sowie ein Yoga-Kurs und Kindertanzen vom TuS Union Vilsendorf.

Der „Vilsendorfer Sommer“ wurde durchgeführt (Juli 2023), eine Woche voller Veranstaltungen für alle Generationen, kostenlos und draußen. Es war eine gelungene Kooperation der Kirchengemeinde und verschiedener lokaler Vereine (Mobi Nord, TuS Union Vilsendorf, Heimatverein), die auf großen Zuspruch stieß.

Wir haben das Kirch-Turm-Fest (September 2023) unter Mitwirkung der armenischen Gemeinde organisiert, eine zweitägige große Feier anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Vilsendorfer Epiphaniaskirche.

Zudem haben wir mit mehr als 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern nach der Corona-Pause den Vilsendorfer Weihnachtsmarkt in den Jahren 2022 und 2023 mit ausgerichtet!

Sowohl die regelmäßig veranstalteten Gruppen und Kreise als auch die großen Aktionen sehen wir als Bestätigung, dass die Vilsendorferinnen und Vilsendorfer das Gemeindehaus als „ihr Haus im Ortszentrum“ ansehen und hier Angebote der Kirchengemeinde und anderer lokaler Institutionen durchführen bzw. nutzen wollen.

Gesucht und gefunden: Unterstützung von außen

Mit dieser Erkenntnis haben wir um Unterstützung für unsere Idee des Gemeinschaftshauses angefragt – beim Seniorenrat der Stadt Bielefeld, dem Stadtentwicklungsdezernat, beim Bezirksbürgermeister und beim Sozialdezernenten. Der Tenor war überall nahezu gleich: Gemeinschaftsräume, gerade im ländlichen Raum, sind ausgesprochen wichtig! Und Vilsendorf gehöre zum ländlichen Raum! Allerdings sei leider kein Geld für eine Unterstützung in Vilsendorf verfügbar…

Bezirksbürgermeister Mike Bartels wollte es dabei aber nicht belassen. Nach einiger Zeit präsentierte er uns überraschend einen überzeugenden Partner für unser Vorhaben, das Gemeindehaus der Kirchengemeinde als Gemeinschaftshaus für Vilsendorf zu erhalten! Franz Schaible von der Bielefelder Stiftung Solidarität war beeindruckt vom großen Engagement in Vilsendorf und hat angeboten, uns mit Hilfe der Sozial-AG (unter dem Dach der Stiftung Solidarität) zu unterstützen.

ViNZ!

Am 19. Januar 2024 haben wir dann einen Infoabend im Gemeindehaus durchgeführt, bei dem auch Franz Schaible anwesend war. Wir wollten unsere Ideen, Recherchen und Vorarbeiten für eine eventuelle Übernahme des Gemeindehauses vorstellen. Entscheidend war für uns, die Unterstützung der Vilsendorferinnen und Vilsendorfer für ein solches Projekt in Erfahrung zu bringen. Denn ohne viele helfende Hände ist das Vorhaben Vilsendorfer NachbarschaftsZentrum – ViNZ – nicht umsetzbar.

Was sollen wir sagen: Der Gemeindesaal war rappelvoll und wir haben viele Rückmeldungen dazu erhalten, wer das ViNZ auf welche Weise unterstützen möchte!

Es war an diesem Abend eine ganz besondere Aufbruchstimmung zu spüren und das hat uns viel Rückenwind gegeben!

Seitdem nennen wir uns „Initiative für ein lebendiges Vilsendorf“, denn wir wollen diese Energie hier im Dorf erhalten!

Unser Fazit: Vilsendorf hat engagierte Menschen, die sich für das Miteinander im Ort einsetzen! Vilsendorf hat Power! In Vilsendorf muss es einen Begegnungsort geben! Dafür eignet sich nichts besser als das Gemeindehaus, das wir als Gemeinschaftshaus erhalten wollen!

Wie können wir das schaffen?